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Geschichtliches

Der Kriegerverein
Über die Krieger - Kameradschaft Schmogrow

Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob es heute zeitgemäß erscheint über einen solchen Verein zu berichten. Damals wie heute ist Krieg eine der schrecklichsten Geißeln der Menschheit. Daran hat sich seit Menschengedenken nichts geändert. Damals wie heute werden Männer aus ihren Familien gerissen, verlassen ihre Heimat, um für ihr Land (angeblich) kämpfen zu müssen - teilweise bezahlen sie mit ihrem Leben. Die Verlierer sind die kleinen Leute, die Menschen, die den Krieg nicht gewollt haben: die Soldaten, aber auch deren Familien, diejenigen, die die Grausamkeit eines Krieges miterleben mussten und müssen. So gilt dies auch für Schmogrow. Dennoch war dieser Verein in Schmogrow über 50 Jahre hinweg existent. Und so grenzte es an Geschichtsfälschung über ihn hinweg zu gehen.


Denkmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges, Zeitgenössische Postkarte
[1] Denkmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges
Zeitgenössische Postkarte

Sucht man nun nach den Spuren dieses längst nicht mehr existenten Vereins, so ist man auf weniges Material angewiesen. Zeitzeugen, die aktiv dem Verein angehörten, leben nicht mehr. Wenige ältere Schmogrower können noch etwas über den Verein erzählen. Häufig können sie uns aus ihren Kindheitserinnerungen Auskunft über verschiedene Vereinsaktivitäten geben. Fotos existieren nur wenige, Unterlagen aus der Vereinsarbeit gibt es keine. Lediglich die Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Kriegerkameradschaft Schmogrow liegt heute im Original vor und lässt einige Aussagen zu.

So wurde der Verein am 14. Juni 1885 gegründet. Die Gründe, die zur offiziellen Vereinsgründung geführt haben, sind heute nicht mehr festzustellen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass dem relativ jungen deutschen Kaiserreich und dessen Entstehung gehuldigt werden sollte, was sich auch am ersten Schmogrower Denkmal (heute Kossatz, Werner), das wahrscheinlich aus der Zeit der Vereinsgründung stammt, ablesen lässt. Darauf werden Teilnehmer des Deutsch-Dänischen Krieges (1866), des Deutsch-Österreichischen Krieges (1866) sowie des Deutsch-Französischen Krieges (1870-1871) geehrt. Diese Kriege waren die so genannten "Einigungskriege durch Blut und Eisen" unter der Ära Bismarck und führten letztendlich zur Gründung des deutschen Kaiserreiches im Spiegelsaal von Versailles. Im unteren Teil des Denkmals werden auch Soldaten der Schutztruppe in Süd-Westafrika genannt. Diese Truppe gelangte durch die Niederschlagung des Hereroaufstandes (1896 bzw. 1904) zu trauriger Berühmtheit. Heute ist diese Niederschlagung als Kriegsverbrechen geächtet. Das stark ausgeprägte Nationalbewusstsein dieser Zeit und der verhältnismäßig geringe Blutzoll dieser Einigungskriege trugen sicher auch zur Entstehung und Blüte des Kriegervereins bei. Der Jubel übertönte alles!!!

Auch über die Gründungsmitglieder ist kaum etwas bekannt, so wissen wir lediglich, dass zwei der Gründungsmitglieder das 50-jährige Vereinsjubiläum miterleben konnten. Es waren dies Chr. Domann (geb. 11.11.1855) und Chr. Resagk (geb. 17.02.1856).


25-jähriges Vereinsjubiläum, 03. Juli 1910
[2] 25-jähriges Vereinsjubiläum
03. Juli 1910

Über die Vereinsaufgaben ist kaum etwas bekannt. Wahrscheinlich ist das Gedenken an gefallene Kameraden aus der Dorfgemeinschaft als Hauptaufgabe anzusehen. Weiterhin könnte der Verein eine Hilfestellung für in Not geratene Hinterbliebene dargestellt haben. Mit ziemlicher Sicherheit wurden die beiden Schmogrower Denkmäler - das zweite Denkmal steht am heutigen Buswendeplatz und erinnert an die Gefallenen des ersten Weltkrieges - vom Verein initiiert, evtl. sogar ganz oder teilweise finanziert und vor allem unterhalten und gepflegt. Zu Jubiläen und Feiertagen wurden Gedenkveranstaltungen abgehalten. Die Arbeiten zur Denkmalpflege und damit gegen das Vergessen mag zu den wesentlichen Aufgaben des Vereins gehört haben. Ebenso wurde, wenn ein Vereinsmitglied starb, am Grab des Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen und Salut geschossen. Gleiches galt für gefallene Vereinsmitglieder, die ebenfalls mit Salutschüssen und Gedenken geehrt wurden. Eine weitere wesentliche Aufgabe war mutmaßlich die Hilfe für hinterbliebene Angehörige. Darüber ist jedoch wenig bekannt. Wie diese Hilfe ausgesehen hat, mag von Fall zu Fall unterschiedlich gewesen sein. Denkbar wären unter anderem Hilfen bei der Weiterführung der Wirtschaften, wenn der "Haupternährer" fiel.

Eine weitere Vereinsaufgabe könnte wohl die Aufarbeitung der schrecklichen Kriegserlebnisse gewesen sein. Auch wenn im Laufe der Zeit die negativen Erlebnisse verblassen und positiv Erlebtes, wie Kameradschaft und Miteinander, in den Vordergrund rücken mag, so hat die gemeinsame Aufarbeitung sicherlich einen gewissen Stellenwert. Mindestens zwei große Jubiläen hat der Verein gefeiert. Zum einen war dies das 25-jährige Vereinsjubiläum 1910 und zum anderen das 50-jährige Vereinsjubiläum vom 13. - 15. Juli 1935, an das sich einige ältere Schmogrower noch als ein großes Dorffest erinnern können. Anlässlich des letzteren Jubiläums zeichnete und gestaltete der uns bekannte Schmogrower Maler Adolf Lehmann eine Festschrift, die noch heute in einigen originalen Exemplaren vorliegt. Er benennt auch die Vereinsgasthäuser Gasthaus Voigt und Gasthaus zur Mühle Günther Schulz. In dieser Zeit amtierte in Schmogrow Lehrer Adolf Jakubaschk, der anlässlich des Jubiläums einen kurzen Abriss zur Schmogrower Heimatkunde schrieb. Auch dieser ist in der Festschrift enthalten.

Neben den Fotos der Jubiläen und der o. g. Festschrift gibt es trotz seiner langen Existenz kaum Unterlagen oder Material über diesen Verein. Wann genau der Verein seine Tätigkeit letztlich einstellte ist nicht bekannt. Bis 1935 gilt die Existenz als sicher.


Nachfolgend wurden solche Vereine im so genannten "Dritten Reich" als willkommene Propagandamaschine genutzt, was auch schon in der Festschrift von 1935 durchklingt.

Kriegskameradschaft Schmogrow
[3] Kriegskameradschaft Schmogrow,
keine Jahresangabe
50-jähriges Vereinsjubiläum, 14.Juli 1935
[4] 50-jähriges Vereinsjubiläum
14.Juli 1935 – das letzte runde Vereinsjubiläum im Bild

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 kam das kulturelle Leben in den Dörfern und damit auch das Vereinsleben fast vollständig zum Erliegen. Fast alle Mitglieder des Kriegervereins wurden zum Militärdienst eingezogen. Nach dem Krieg hat es keine Vereinsaktivitäten mehr gegeben. Zum einen war das Erlebte zu grausam. Erstmalig hatte auch die Zivilbevölkerung direkten Anteil an den Kriegshandlungen und entwickelte einen berechtigten Zorn auf alles, was mit Krieg zu tun hatte. Zum anderen passte ein solcher Verein wohl kaum in das zu errichtende sozialistische Weltbild. Auf diese Art und Weise ist die Kriegerkameradschaft von der Bildfläche des Vereinslebens verschwunden ohne wesentliche Spuren zu hinterlassen.

Festschrift, Seite 1 Festschrift, Seite 2 Festschrift, Seite 3 Festschrift, Seite 4
Festschrift

Kurze Notizen aus der Schmogrower Heimatkunde
von Lehrer Adolf Jakubaschk, Schmogrow

Die ersten Siedlungen in unserem Dorfe reichen weit in die graue Vorzeit zurück. Die vorgeschichtlichen Funde führen uns rund 6000 Jahre zurück und deuten darauf, dass in der Zeit, wo im Norden die Hünengräber entstanden, auch unsere engere Heimat infolge ihrer günstigen Lage für die Lebensbedingungen der Menschen schon besiedelt war. Ein Blick in die Landschaft belehrt uns, damals war es noch ein gewaltiger Sumpf. Auf den kleinen Erhebungen war schon Wald. Die Ränder hatten große Weideflächen und hier konnte der Mensch schon Getreidebau betreiben. Er ward der erste Bauer der hier sesshaft wurde. Jedenfalls zieht sich eine Kette von solchen Siedlungsresten von Fehrow über Schmogrow bis nach Byhleguhre hin. Aber auch kleine Erhebungen in der Ebene, wie die kleine Anhöhe am Bahnhof, waren schon besiedelt, wie es zahlreiche Funde bezeugen. Wenn man bedenkt, dass nur 3 km entfernt die bedeutendste Kultstätte, der Burger Schlossberg, liegt, dann wird es auch verständlich, dass hier in Schmogrow so verschiedenartige und zahlreiche Kulturperioden vertreten sind. ... Unter den Hohenzollern 1445 bzw. 55 wurden wir Kurbrandenburger und somit der vorgeschobene Posten nach dem sächsischen Kreis Lübben. Diese Zeit spiegelt sich wieder in der Redewendung "Er geht ins Sächsische" oder "sächsische Dörfer". An der Gestaltung des heutigen Dorfes hat wohl die Siedlungspolitik des Großen Kurfürsten einen sehr hohen Anteil. Der "Nugel" ist der älteste Dorfteil mit der ehem. Kurfürstlichen Braumühle. So manche Erzählung deutet darauf, dass auch der 30-jährige Krieg Notzeit für Schmogrow bedeutete und dass die Dorfinsassen hinter den Fließen der "Pusch" Schutz suchten. Wir überfliegen abermals 100 Jahre. Die Zeit des großen Preußenkönigs, es Alten Fritz, ist da. Die Kolonie Saccasne wird 1753 auf dem Gebiet der Schmogrowschen Saccasne, eine mit E(?) bestandenen Bruchland gegründet. Aber auch im Pusch in der Gegend des heutigen Bahnhofs wurden 11 Kolonisten von diesem großen Wohltäter des Spreewaldes angesiedelt. Preußens Zusammenbruch wird auch durch eine Urkunde vom Jahre 1811 bestätigt, unser Amtsgericht Peitz schreibt im Namen des Königs von Sachsen die Freiheitskriege bringen uns 1814/15 wieder zu Preußen zurück, mitsamt der ganzen bisher altsächsischen Umgebung. Wir erlebten die erste neuere Verkehrslinie, die "Cottbus Goyatzer Pferdebahn", die 1847 eröffnet wurde. Die großen Einigungskriege 1864, 1866 und 70/71 kamen. Die Namen der Teilnehmer auf dem Ehrenmal in der Dorfmitte zeugen davon, dass Schmogrow stets wehrhaft, vaterlandstreue Männer hatte, wie sie es als Brandenburger gewöhnt waren. Neue Zeit, Weltkrieg 1914-18. Einen schweren Blutzoll zahlt auch Schmogrow für das Vaterland. Es sind 132 Männer von 630 Einwohnern eingezogen, davon blieben 31 auf dem Felde der Ehre. ... Wie wir im Krieg treu unsere Pflicht taten, wie wir die Notzeit der Hochwasserjahre 1897, 1899, 1926, 1927, und 1930 überstanden haben, so wollen wir auch die treuen Kurbrandenburger bleiben, nach dem Wahlspruch:

Hie guet Brandenburg allwege!


Nachwort:

Der Verein entstand und existierte in einer Zeit, da die Menschen in einem anderen, stark ausgeprägten Nationalbewusstsein lebten. Krieg bedeutete für sie: Verteidigung der Heimat, des Dorfes, der Familie. Dafür "lohnte" es sich etwas zu leisten, "lohnte" es sich zu kämpfen. Ihre Einstellung war zutiefst nationalpatriotisch.

Doch der eventuellen Verherrlichung des Krieges durch den Verein setzte die nüchterne Realität und Grausamkeit des II. Weltkrieges ein jähes Ende. Mehr als die Hälfte der Kriegsteilnehmer des Dorfes kehrten nicht zurück. Elend und Leid, das der Krieg mit sich brachte, waren zu groß und den Menschen zu stark im Bewusstsein.

Die überlieferten Worte eines Gründungsmitgliedes des Sportvereins bringen das Bangen und Hoffen, die Ängste der Menschen unseres Dorfes zum Ausdruck: "... Wir wollen nie wieder kämpfen!...".

Bleibt zu hoffen, dass wir einen solchen Verein nie wieder brauchen werden.

Quellangaben

Quelle:
- Eig Ber.
- Adolf Lehmann, Festschrift zum 50-jährigen Vereinsjubiläum der Kriegerkameradschaft Schmogrow / eig. Bericht

Bildquelle:
1, 4, 5 - Silvio Schmoger, Schmogrow
2 - Marie-Luise Finker, Potsdam
3 - Anett Schurwanz. Schmogrow

Reproduktion:
Silvio Schmoger